Die Woche vom 17. Mai 2021 brachte einen markanten Ausverkauf bei den meisten Krypto-Währungen. Kaum ein Coin oder ein Token kam mit Verlusten unter 30 % davon. Was steckt hinter diesem starken Kursrutsch? Bedeutet dies das Ende der Rallye? Und was heisst dies für (potenzielle) Investoren? Auf diese Fragen wollen wir im Folgenden eingehen. 

Der Ausverkauf bei Bitcoin (BTC), Ether (ETH) und den meisten anderen Krypto-Währungen hat selbst jene Investoren überrascht, die hohe Schwankungen gewohnt sind. Die Marktreaktionen waren so heftig, dass selbst bei grossen Krypto-Börsen wie Binance oder Coinbase zeitweise die Kundenaufträge nicht mehr verarbeitet werden konnten.

Ausgelöst wurde die Bewegung hauptsächlich durch zwei Veröffentlichungen in der Woche vom 17. Mai 2021:

1. Elon Musk, der als Eigentümer von Tesla verkündete, dass die BTC-Blockchain viel zu viel Energie verbrauche und aus Gründen des Klima- und Umweltschutzes sich die Nutzung eigentlich verbiete. Dies ist ein Salto rückwärts, nachdem er noch vor wenigen Wochen verkündete, dass man nun sein neues Elektroauto auch mit BTC bezahlen könne. Nun ist Elon Musk nicht irgendein Industriemanager, sondern er gilt als Ikone und Wegbereiter für die breite Nutzung von Krypto-Währungen.
    
2. Als zweiter wesentlicher Grund für die Verluste wird ein Ukas der chinesischen Regierung genannt, der Finanzdienstleistern und Banken den geschäftlichen Umgang mit Krypto-Währungen verbietet. Ende der Woche vom 17. Mai 2021 wurden zusätzlich noch Verschärfungen für den Handel und das Mining von Krypto-Währungen erlassen. In China befinden sich laut Branchenspezialisten die grössten und wichtigsten Mining-Farmen für die grossen Krypto-Währungen. Auch Huobi, eine der grössten Krypto-Börsen, hat in China ihren Sitz. Hintergrund für die Krypto-feindliche Haltung der chinesischen Regierung sind die noch immer bestehenden Kapitalverkehrskontrollen für den chinesischen Yuan und die gleichzeitig auf Hochtouren laufende Entwicklung einer staatlichen, Blockchain-basierten Währung. China will die Kontrolle über die Vermögen seiner Einwohner zurückgewinnen, denn mithilfe von Krypto-Währungen können diese sich dem Zugriff des Staates entziehen.

Inzwischen haben sich einige der Krypto-Währungen etwas erholt, denn die markanten Verluste haben langfristige Anleger für den Einstieg bzw. für den Ausbau ihrer Positionen vor allem in BTC genutzt. 

Altcoins zurück zu alten Höhen?
Vergleichsweise stärker trifft es die sogenannten Altcoins. Das sind Krypto-Währungen, die neben dem BTC auf dem Markt angeboten werden. Ein wesentlicher Kursanstieg zurück zu alten Höhen ist momentan weder bei ETH noch bei den anderen grossen Krypto-Währungen wie Cardano (ADA), Binance Coin (BNB), Polkadot (DOT), Internet Computer (ICP), Dogecoin (DOGE) oder XRP (Ripple) zu erkennen. Hier sehen wir eine anhaltende Marktkorrektur und eine gestiegene Vorsicht der Investoren. Auch gehen wir davon aus, dass spekulative Investoren, die mit zum Teil mehrfach gehebelten Positionen im Markt tätig waren, ausgesteuert wurden.

Ungewöhnliche Marktverwerfungen?
Solch drastische Marktverwerfungen wie in der Woche vom 17. Mai 2021 sind nichts Ungewöhnliches, denn diese noch junge Anlageklasse befand sich in einer seit Monaten anhaltenden Rallye. Die Stärke der Kurskorrektur korrespondiert mit der vergleichsweise hohen Volatilität, die Krypto-Währungen noch immer auszeichnet. Daher war es nur eine Frage der Zeit und des Anlasses, bis eine solche Korrektur eintreten würde.

Wie sehen nun die Perspektiven aus? 
Es scheint absehbar, dass kurzfristig die Strasse holprig bleiben und uns ein stetes Auf und Ab für die nächsten Wochen, vielleicht sogar Monate, begleiten wird. Mittelfristig sehen wir durch die Auslöser des Kursrutsches zwei wichtige Herausforderungen von Krypto-Währungen akzentuiert: 

1. Wie kann der Energieverbrauch bei der Nutzung von Krypto-Währungen (und anderen Blockchains!) schnell und markant reduziert werden? Hier sind intensive Bemühungen zu erkennen, nämlich durch den Wechsel vom Proof-of-Work- zum Proof-of-Stake-Verfahren, das den Rechenbedarf und damit den Energieverbrauch reduziert, ohne die Sicherheit der Blockchains zu gefährden.
    
2. Welche Bedeutung kommt Krypto-Währungen langfristig zu, wenn staatliche Krypto-Währungen («CBDCs») verfügbar sind? Hierzu laufen diverse Projekte und Vorhaben in verschiedenen Ländern (China, Schweden, EU, Schweiz). Die Ausgestaltung hinsichtlich Anonymität der Zahlung, Zugang für alle oder nur für Banken sowie Eingriffsmöglichkeiten der Zentralbanken werden hier entscheidend sein.

(Proof-of-Work: Weit verbreiteter Konsensmechanismus. Er soll dafür sorgen, dass alle neuen Transaktionen durch Teilnehmer der entsprechenden Blockchain validiert werden, bevor sie dem Netzwerk hinzugefügt werden. Diejenigen Teilnehmer, welche an der Validierung arbeiten, erhalten dafür eine Belohnung. Proof-of-Stake: Bezeichnet ein Verfahren, mit dem ein Blockchain-Netzwerk einen Konsens darüber erzielt, welcher Teilnehmer den nächsten Block erzeugen darf. Dies geschieht basierend auf einer Kombination von Faktoren, die das Staking-Alter, das eingesetzte Vermögen sowie den Zufall umfassen können.)

Damit kommen wir zur langfristigen Perspektive. Je breiter und einfacher die Nutzung von Krypto-Währungen und Tokens wird, umso relevanter wird das Projekt dahinter. Das heisst, dass der Inhalt entscheidet: Was erhalte ich für diese Währung? Welche Rechte sind damit verbunden? Was ist das Ziel des Projektes?

Solche Fragen erklären beispielsweise den rasanten Kurs- und Popularitätsanstieg bei Währungen wie ETH (ermöglicht z. B. «Smart Contracts», d. h. die automatisierte Abwicklung von Vertragsbedingungen) oder DOT (ermöglicht die Verbindung von und Kommunikation zwischen verschiedenen Blockchains). Hier sehen wir eine gewisse Werthaltigkeit, im Gegensatz zu einem reinen Spekulationsobjekt wie DOGE, das als «Spassprojekt» begann und bis heute kein valides Projekt darstellt. 

Was heisst dies nun für (potenzielle) Krypto-Investoren? 
Die aktuelle Bodenbildung – wenn auch noch ziemlich fragil – halten wir für ein gutes Zeichen. Damit sollte die spekulative Überhitzung aus dem Markt verschwunden sein, auch wenn einige weniger Erfahrene sicherlich teures Lehrgeld gezahlt haben. Gut durchdachte, technisch ausgereifte und marktwirtschaftlich sinnvolle Projekte und Krypto-Währungen werden sich am Markt behaupten. Der Weg zu einer reifen Anlageklasse und einer realistischen Bewertung der einzelnen Krypto-Währungen wird allerdings voller Höhen und Tiefen bleiben. Auch in absehbarer Zukunft werden wir Übertreibungen in beide Richtungen sehen, was diese noch junge Anlageklasse kräftig durchschütteln wird.

Maerki Baumann – Ihr verlässlicher Partner
Gerne empfehlen wir uns als Ihr verlässlicher Partner in der neuen Welt der Krypto-Währungen bzw. digitalen Vermögenswerte. Als regulierte Bank nach schweizerischem Recht gewährleisten wir dank bewährter Prozesse und innovativer Sicherheitslösungen, dass alle relevanten gesetzlichen und regulatorischen Vorkehrungen auch in diesem noch jungen Geschäftsfeld konsequent eingehalten werden. Wir sind der festen Überzeugung, dass digitale Vermögenswerte künftig fester Bestandteil einer professionellen Anlageberatung und Vermögensverwaltung sein werden.

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Redaktionsschluss: 27. Mai 2021

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