Wert oder Wachstum?

Marktkommentar, April 2021

Wert oder Wachstum?

Eine bei Investoren oft gehörte Diskussion dreht sich um die Frage «Value» (Wert) oder «Growth» (Wachstum). Gemeint ist die Präferenz entweder für Aktien mit historisch tiefer Bewertung (Wert) oder historisch überdurchschnittlichem Geschäftswachstum (Wachstum). In dieser Debatte zwischen Value und Growth ist mittelfristig eine balanciertere Berücksichtigung verschiedener Aspekte mit Betonung von soliden Firmen sinnvoll. 

Die Debatte zwischen den Anhängern von Value-Aktien, also historisch tief bewerteten Aktien, und den Anhängern von Growth-Aktien (mit überdurchschnittlichem Geschäftswachstum) ist schon mehrere Jahrzehnte alt. Auch aufgrund der seit Jahren erlebten, relativ besseren Performance von Growth-orientierten US-Aktien gegenüber anderen Regionen wie der Eurozone sowie der zunehmenden Nachfrage nach Value wird die Debatte wieder intensiver geführt.
 
US-Aktien haben einen hohen Anteil an Technologie- und Kommunikationsaktien, die von der Coronakrise aufgrund der Nachfrage nach Internet-Dienstleistungen im Jahr 2020 besonders profitiert und daher – verglichen mit anderen Branchen – historisch ein überdurchschnittliches Wachstum gezeigt haben. Die weitherum populären sogenannten «FAANG»-Firmen (Facebook, Amazon, Apple, Netflix, Google) dienen hier als Beispiele.

In Europa und in einigen, wenn auch nicht in allen, Schwellenländern gibt es natürlich Firmen aus den Branchen Technologie oder Kommunikation, die von Strukturveränderungen profitieren. Doch eher konjunkturabhängige Branchen mit relativ tieferer Bewertung wie zinssensitive Finanzaktien oder Rohstoff-, Konsum- und Industriesektoren dominieren besonders in Europa.

Da niemand den genauen weiteren Verlauf der Konjunkturerholung und mögliche Rückschläge infolge der Corona-Ausbreitung vorhersagen kann, ist eine einseitige Überbetonung von Value oder Growth wohl eher gefährlich. Die mehr konjunkturabhängigen Value-Sektoren haben 2020 besonders unter Corona gelitten und haben daher weiter Aufholpotenzial bei global verbesserter Konjunktur. Sie werden derzeit von Anlegern zudem mehr nachgefragt und profitieren historisch meist von steigenden Anleihenrenditen.

«Die zu erwartende Verbesserung der Weltwirtschaft 2021/2022 spricht nun für eine balanciertere Mischung.»

Gérard Piasko, Chief Investment Officer

Auf der anderen Seite sind einige Technologie-orientierte Growth-Aktien inzwischen teurer geworden und daher partiell verletzlicher betreffend Gewinnmitnahmen. Dafür werden sie von der strukturellen Veränderung hin zu mehr Digitalisierung begünstigt. Bei Value-Aktien sind hingegen die Markterwartungen an das Geschäftswachstum trotz teilweiser Erholung immer noch eher niedrig im Vergleich mit Growth-Aktien oder dem gesamten Aktienmarkt.
 
Auf jeden Fall ist der Unterschied zwischen der relativen Bewertung von Value und Growth auf historisch so seltenen Niveaus, dass es sinnvoll sein könnte, eine balanciertere Berücksichtigung beider Gruppen vorzunehmen. Für uns bedeutet dies – neben der allgemeinen Orientierung an «Sicherheit vor Rendite» – auch eine stärkere Balancierung verschiedener Aktienregionen und eine ausgewogenere Berücksichtigung von Wert wie Wachstum. Dies da die globalen Regionen wie vorangehend beschrieben unterschiedliche Gewichtungen betreffend Value und Growth aufweisen. Bis zur endgültigen Bekämpfung des Coronavirus könnte eine solch ausgewogenere Aufteilung der Regionen sinnvoller sein als eine radikale Präferenz für eine Region oder eine einseitige Ausrichtung auf nur eine der beiden Gruppen – Growth oder Value.

Fazit: Eine wahrscheinlicher werdende Verbesserung der globalen Konjunktur für 2021/2022 spricht zusammen mit inzwischen historisch recht hohen Bewertungsunterschieden nun für einen mehr balancierten Mix zwischen Value- und Growth-Aktien. Dabei gilt aber besondere Aufmerksamkeit der Qualität der Bilanzen, der Margen und der Marktstellung der Firmen – sowohl aus dem tiefer bewerteten Value-Bereich wie aus dem strukturell oft unterstützten Growth-Bereich. Aufgrund der in den verschiedenen Regionen unterschiedlichen Gewichtung dieser Faktoren erscheint derzeit daher eine mehr balancierte Mischung dieser Anlagebereiche und Regionen angebracht.

Gérard Piasko

Gérard Piasko

Gérard Piasko leitet als CIO das Anlagekomitee der Privatbank Maerki Baumann & Co. AG. Zuvor war er über viele Jahre CIO bei Julius Baer, bei Sal. Oppenheim und bei der Deutschen Bank.

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Redaktionsschluss: 7. April 2021

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