Die Schweizer Wirtschaft im Jahr der Herausforderungen 2020

Marktkommentar, Januar 2020

Die Schweizer Wirtschaft im Jahr der Herausforderungen 2020

Die verschiedenen Faktoren, welche für die konjunkturelle Dynamik der Schweiz wichtig sind, zeigen zurzeit zwar nicht alle in die gleiche Richtung. Doch würde uns 2020, besonders bei weiter abnehmendem  Handelskonflikt, eine Verbesserung des Schweizer Wirtschaftswachstums nicht überraschen. Spezialfaktoren wie internationale Sportveranstaltungen, die als Dienstleistungsimporte für die Schweiz gelten, wirken 2020 zusätzlich positiv. Der Schweizer Privatkonsum hat sich verbessert und Frühindikatoren der Industrieaktivität zeigen ähnlich wie in anderen Ländern Zeichen einer Stabilisierung. Die Schweizer Tradition der Innovation, Effizienz und Qualität dürfte weltweit weiter gefragt sein, was auch eine temporäre Phase der Franken-Stärke wegen der politischen Spannungen im Nahen Osten kompensieren dürfte. Da in der Schweiz sowohl die Wirtschaft wie die Aktienindizes eine gute Diversifikation aufweisen, sollte diese Ausgewogenheit bei temporär möglichen Volatilitätsphasen für international orientierte Investoren ein Vorteil sein. 

Ein Vergleich zwischen 2018 und 2019 zeigt, dass sich in der Schweiz das Wirtschaftswachstum ähnlich wie in anderen Ländern verlangsamt hat. Dafür sind einige Faktoren verantwortlich, die sich 2020 wieder verbessern dürften.  Ein Grund war die 2019 nachgebende Auslandnachfrage, vor allem aus der Eurozone. Der zum Euro höher gehandelte Schweizer Franken half dabei nicht. Doch die Interventionen der Schweizerischen Nationalbank führten bei den Währungsbewegungen zu einer spürbaren Stabilisierung. Auch im Zuge der abnehmenden Dynamik des Welthandels aufgrund des Handelskonflikts zwischen den USA und China wurde die Nachfrage aus dem Ausland gebremst. Im Falle abnehmender globaler Handelsspannungen ist daher klar mit einer Konjunkturverbesserung für die Schweiz zu rechnen. Hoffnungsvoll stimmen hierbei die Signale von Industrieindikatoren aus China und der Eurozone, die nicht mehr deutlich abwärtsgerichtet sind. Wir gehen davon aus, dass die Industrieaktivität der Schweiz ebenfalls eine Bodenbildung zeigen kann, wofür einige Frühindikatoren sprechen, auch wenn kurzfristig die Daten volatil bleiben. 

Da verschiedene internationale Sportorganisationen ihren Hauptsitz in der Schweiz haben, werden die Fussball-Europameisterschaft und die Olympischen Sommerspiele 2020 für das Schweizer Wirtschaftswachstum positive Faktoren. Die Lizenzeinnahmen gelten als Importe von Dienstleistungen und erhöhen das Bruttoinlandprodukt. 2018 beispielsweise erhöhten die Fussball-Weltmeisterschaft und die Olympischen Winterspiele das Schweizer Bruttoinlandprodukt um etwa 0,5 %. Für 2020 darf ebenfalls ein positiver Einfluss für die Schweiz erwartet werden.

«Die Schweizer Tradition der Innovation, Flexibilität und Effizienz ist angesichts struktureller Veränderungen in allen Branchen ein Vorteil.»

Gérard Piasko, Chief Investment Officer

Neben diesen Spezialfaktoren unterstützen aber auch andere Sektoren 2020 das Wachstum der Schweiz. So haben die Exporte von Pharma-Produkten sowie auch anspruchsvoll herzustellenden medizinischen Instrumenten bereits 2019 wichtige Beiträge zum Wirtschaftswachstum geleistet. Hier zeigt sich, dass diese eher komplexen Produkte weniger preissensitiv sind als befürchtet. Die Veränderung der globalen Demographie, also die prozentuale Erhöhung des reiferen Alters als Anteil der Weltbevölkerung, erhöht die globale Nachfrage nach solchen Exportprodukten. Bei kontinuierlicher Pflege der historisch gewachsenen Schweizer Tradition der Innovation, Effizienz und Qualität dürften diese Faktoren mittel- bis langfristig ein wichtiger struktureller Vorteil der Schweiz gegenüber anderen Ländern bleiben.

Auch der Privatkonsum bleibt in der Schweiz eine konjunkturelle Stütze. Nicht nur das global vergleichsweise hohe Haushaltseinkommen, sondern auch die seit 2017 robuste Tendenz der Privatausgaben bleiben positive Faktoren. Klar warten auch in der Schweiz 2020 und darüber hinaus spannende Herausforderungen auf Wirtschaft und Unternehmen. Die besondere Bedeutung der Eurozone, gerade auch Deutschlands, als wichtiger Handelspartner der Schweiz darf nicht unterschätzt werden. Die strukturellen Veränderungen, sowohl in der Politik wie in verschiedenen Industrien, zum Beispiel der Autoindustrie, werden von der Schweiz aus aufmerksam beobachtet. Traditionell muss auf strukturell-langfristige Veränderungen mit flexiblen Anpassungen reagiert werden, dies gilt für alle Länder und alle Branchen, nicht nur in der Automobilindustrie, sondern auch im Bankwesen. 

Da inzwischen China und die USA zusammen rund 1/3 der Schweizer Exporte ausmachen, hat der weitere Verlauf der Handelsbeziehungen, gerade zwischen diesen beiden Ländern, nicht nur eine besondere Bedeutung für Europa insgesamt, sondern wie erwähnt eben gerade auch für die Schweiz. Sowohl die Industrieaktivität wie auch die Investitionstätigkeit dürften bei einer De-Eskalation zwischen den USA und China daher in der Eurozone und auch in der Schweiz wieder anziehen. Einmal mehr sitzen Deutschland und die Schweiz sozusagen im gleichen Boot.

Angesichts der jüngsten geopolitischen Spannungen im Nahen Osten zwischen dem Iran und den USA zeigte der historisch solide Schweizer Franken erneut Stärke. Die Frage stellt sich, ob dies ein ansprechendes Schweizer Wirtschafts- und Gewinnwachstum verhindern wird. Die historische Erfahrung zeigt, dass zwar kurzfristig die Exportdynamik etwas schwächer werden könnte, die Schweiz aber dank ihrer Wettbewerbsfähigkeit und Effizienz eine robuste Wirtschaftsaktivität zeigen dürfte. Dies wie in früheren Phasen gestiegener Franken-Nachfrage, ausgenommen im Falle einer globalen Rezession.

Als Fazit wird 2020 für die Schweiz wie für Gesamteuropa ein sehr spannendes Jahr. Trotz Herausforderungen sollten wir nicht nur dem neuen Jahr, sondern auch dem neuen Jahrzehnt mit Optimismus begegnen. Kontinuierliche Innovation, sorgfältige Ausführung und Flexibilität werden wieder wichtiger. Die Ausgewogenheit des Schweizer Aktienmarktes und der Schweizer Wirtschaft sind derzeit im internationalen Vergleich ein Vorteil.

Gérard Piasko

Gérard Piasko

Gérard Piasko leitet als CIO das Anlagekomitee der Privatbank Maerki Baumann & Co. AG. Zuvor war er über viele Jahre CIO bei Julius Baer, bei Sal. Oppenheim und bei der Deutschen Bank.

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Redaktionsschluss: 10. Januar 2020

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