Attraktive Schweizer Aktien

Marktkommentar, Juni 2020

Attraktive Schweizer Aktien

Die Aktienmärkte haben sich beruhigt und tendieren nach oben, obwohl die Weltwirtschaft ein schwieriges Jahr hat. Die enorme und weiter zunehmende monetäre Flutung durch Zentralbanken und Regierungen schafft Liquidität, die in die Realwirtschaft und/oder in die Finanzmärkte gehen kann. Oft ist beides der Fall. Ein Hort der Stabilität und historisch guten Wachstums waren und sind Schweizer Aktien und der Schweizer Franken. Im internationalen Vergleich stabile politische Verhältnisse, viele gut aufgestellte Firmen mit gesunden Bilanzen und relativ stabiler Profitabilität und eine oft eher defensive Charakteristik machen Schweizer Aktien zu einem interessanten Investment. Derzeit liegt zudem die seltene Situation vor, dass die Bewertung von Schweizer Aktien gemäss Kurs-/Gewinn-Verhältnis (KGV) klar günstiger ist als die des Weltaktien-Index. 

Wir wissen, dass die Schweiz historisch ein Hort der Stabilität ist. Damit ist gemeint, dass unsere Volkswirtschaft traditionell in ruhigeren Bahnen verläuft als die Konjunktur vieler anderer Länder. Dieses Jahr belastet natürlich die Viruskrise auch die Schweizer Volkswirtschaft, doch die Wertschöpfung wichtiger Branchen, wie Pharma oder Nahrungsmittel, erfreut sich weiter einer soliden globalen Nachfrage. Man kann sagen, dass es wegen der Coronakrise sogar mehr Rückenwind gibt, denn in vielen Ländern wird mit zusätzlichen Geldmitteln die pharmazeutische Industrie viel stärker als sonst unterstützt, um Therapien und Impfstoffe zu entwickeln, die gegen COVID-19 helfen. Man kann von einem soliden und dazu strukturell zunehmenden Wachstum sprechen – auch wegen der demografischen Entwicklung. Ein demografisch steigender Anteil der älteren Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung bedeutet zudem eine stabilere Nachfrage für die Pharmabranche im Vergleich zu anderen, eher zyklischen Branchen, die mehr vom kurz- bis mittelfristigen Konjunkturverlauf abhängig sind.

Die Schweiz ist auch ein Hort der Stabilität im Hinblick auf die Währungsentwicklung. Seit Jahrzehnten bleibt der Schweizer Franken stabil oder gewinnt an Wert. Die Schwankungsbreite (Volatilität) unserer Währung ist geringer als bei anderen Währungen, wie zum Beispiel dem Euro oder vieler Währungen der Schwellenländer. Eine Ursache der Währungsstabilität ist die im internationalen Vergleich besonders ausgeprägte politische Stabilität. Wenn man dies mit den politischen Spannungen Europas vergleicht, wo die Brexit-Problematik noch ungelöst ist, oder mit den innenpolitischen Unruhen bzw. Unsicherheiten in den USA, die tendenziell den US-Dollar belasten, wird dies klar. Von den weiter bestehenden politischen Spannungen zwischen den USA und China um Hongkong oder dem Handelskonflikt ganz zu schweigen. Die Schweiz ist politisch viel stabiler als andere Länder und daher ist auch der Franken gesucht. 

Die Frage kann aufkommen: Hat die Solidität des Schweizer Frankens historisch zu einer unbefriedigenden Performance von Schweizer Aktien geführt? Dem ist nicht so. In den letzten zehn Jahren hat der Schweizer Franken handelsgewichtet gegen die wichtigen Währungen rund 15 % an Wert gewonnen, dennoch konnte aber der Schweizer Aktienindex rund 50 % allein im Preis (noch ohne Dividenden) zulegen. 

«Zurzeit ist die seltene Gelegenheit zu beobachten, dass Schweizer Aktien günstiger in der KGV-Bewertung sind als der Weltaktien-Index, was zuletzt vor zehn Jahren der Fall war.»

Gérard Piasko, Chief Investment Officer

Generell zeigen Schweizer Aktien im internationalen Vergleich eine hervorragende Entwicklung. Seit Ende 1989, also in den letzten 30 Jahren, haben Schweizer Aktien (MSCI-Index Schweiz) über 330 % im Gesamtertrag besser abgeschnitten als der Weltaktien-Index (MSCI aller Länder). Schweizer Aktien haben dabei auch den deutschen Aktienindex DAX, den Eurostoxx 50 der Eurozone und die Schwellenländer-Aktien klar geschlagen. Nur US-Aktien waren noch besser. Bei US-Aktien sind wir seit langem übergewichtet. 

Und wie steht es in diesem schwierigen Aktienjahr 2020? Schweizer Aktien (Stand Anfang Juni) vermochten wiederum den DAX sowie Eurozone- und Schwellenländer-Aktien zu schlagen. Warum? «Swiss made» kann und soll für Qualität stehen. Und diese Qualität zeigt sich eben im gerade belegten langfristigen Wachstum der Schweizer Aktien. Woher stammt denn diese Qualität? Schweizer Aktien haben im internationalen Vergleich einen hohen Anteil an ertragsstabilen Unternehmen, die über eine attraktive Profitabilität und gesunde Bilanzen verfügen. Viele wichtige Unternehmen gehören in ihrer Branche zu den Marktführern, was langfristig ein ansprechendes Wachstum ermöglicht. 

Auch der hohe Anteil an Firmen aus historisch defensiven Branchen ist oft vorteilhaft. Damit sind Branchen bzw. Firmen gemeint, die relativ gute Konjunkturresistenz zeigen. Sie sind somit weniger abhängig von der aktuellen Wirtschaftslage. Solche Firmen zeigen historisch daher auch ein Beta unter 1 oder unter 100 %, d. h. sie sind weniger marktsensitiv bzw. weniger abhängig vom generellen Verlauf der globalen Aktienmärkte. Sie zeichnen sich durch geringere Schwankungen (Volatilität) aus, was in unsicheren Zeiten ein Vorteil ist.
Schliesslich fragt man sich, wie Schweizer Aktien, relativ zu anderen Märkten und Anleihen, derzeit bewertet sind. Im Vergleich zu Schweizer Regierungsanleihen, die historisch teuer sind, ist die Bewertung langfristig attraktiv. Im Vergleich zu anderen Aktienmärkten ist historisch die relative Bewertung sehr interessant. Das KGV von Schweizer Aktien (MSCI-Index Schweiz) ist relativ zum KGV des MSCI Weltaktien-Index historisch meist hoch, da Qualität ja generell ihren Preis hat. Zurzeit ist jedoch die seltene Gelegenheit zu beobachten, dass Schweizer Aktien in der relativen Bewertung zum Weltaktien-Index einen Abschlag/Discount aufweisen. Das bedeutet, dass Schweizer Aktien günstiger bewertet sind als der Weltaktien-Index, was zuletzt vor zehn Jahren der Fall war.

Gérard Piasko

Gérard Piasko

Gérard Piasko leitet als CIO das Anlagekomitee der Privatbank Maerki Baumann & Co. AG. Zuvor war er über viele Jahre CIO bei Julius Baer, bei Sal. Oppenheim und bei der Deutschen Bank.

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Redaktionsschluss: 10. Juni 2020

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