Das neue US-Infrastrukturprogramm

Marktkommentar, Dezember 2021

Das neue US-Infrastrukturprogramm

In den 1930er-Jahren begegnete der amerikanische Präsident, Franklin D. Roosevelt, der wirtschaftlichen Rezession und Depression mit einem «New Deal» genannten, massiven Wirtschaftsstimulierungsprogramm. Obschon es der US-Wirtschaft seit dem Pandemiehöhepunkt 2020 inzwischen wieder gut geht, rollen die USA ein weiteres Konjunkturprogramm aus, das hauptsächlich der Verbesserung der US-Infrastruktur dient. Diese geplanten Staatsausgaben helfen wichtigen Technologien und der Modernisierung des Verkehrs-, Elektrizitäts- und Transportwesens.

Es ist nicht lange her, dass die amerikanischen Behörden ihr drittes Konjunkturstimulierungspaket seit Beginn der Corona-Pandemie im Umfang von USD 1’900 Mrd. verabschiedet haben, und schon geht die US-Wirtschaftsankurbelung in die nächste Phase: Mit dem neuen Infrastrukturprogramm in Höhe von USD 1’200 Mrd., welches unmittelbare Neuausgaben von rund USD 550 Mrd. vorsieht, wird sich die von der US-Regierung seit 2020 kumulierte Wirtschaftsstimulierung auf über USD 5’500 Mrd. summieren – und dies ohne die historisch ebenfalls präzedenzlose massive monetäre Konjunkturstimulierung durch die US-Zentralbank (Fed).

Gemäss einem Bericht des World Economic Forum (WEF) liegen die USA als die grösste Volkswirtschaft der Welt in der globalen Rangliste der Qualität der Infrastruktur abgeschlagen auf Platz 16. Jeder, der in den letzten Jahren auf amerikanischen Strassen gefahren oder auf amerikanischen Flughäfen gelandet ist, weiss, in welch oft desolatem Zustand sich die US-Verkehrsinfrastruktur inzwischen befindet. Daher ist der wichtigste Posten des neuen US-Infrastrukturprogramms dem Ausbau des Transport- und Verkehrswesens zur Erneuerung von Strassen, Bahnen, Brücken und Flughäfen gewidmet.

Im Weiteren sind USD 65 Mrd. für Breitbandnetzwerke und USD 169 Mrd. für die Verbesserung der Wasser- und Elektrizitätsversorgung vorgesehen mit einer Orientierung zur Umweltverbesserung. Auch Häfen und Kanäle sollen modernisiert werden, was eventuell die aktuell erheblichen Transport- und Lieferprobleme in eher noch entfernter Zukunft erleichtern könnte. Ebenso sind auch Elektrobusse sowie ein Netzwerk von Ladestationen für Elektroautos im Infrastrukturprogramm enthalten. Globale Aktien (amerikanische wie nichtamerikanische) in verschiedenen Branchen können vom neuen US-Konjunkturstimulus bzw. Infrastrukturprogramm zusätzliche Umsatzimpulse erhalten.

Die vorgesehenen massiven US-Regierungsausgaben dürften Aktien gegenüber Anleihen unterstützen.

Gérard Piasko, Chief Investment Officer

US-Präsident Joseph Biden hat klar betont, dass es im Infrastrukturprogramm nicht zuletzt um die Herausforderung der USA durch die aggressiver auftretende Supermacht China geht. Daher wird ein Teil künftiger Infrastrukturausgaben auch der Modernisierung des Internetzugangs und anderer strategisch wichtiger Technologien gelten müssen.

Dass Infrastrukturausgaben in für die USA und auch für die EU strategisch und militärisch wichtige Technologien nötig sind, zeigt nicht zuletzt die global gefährlichere geopolitische Situation: Die militärische Aufrüstung Chinas, sichtbar in der Expansion im südchinesischen Meer bzw. internationalen Gewässern, die Drohungen gegen Taiwan und das Vorgehen in Hongkong sind nur wenige Beispiele. Näher bei uns sind die nicht nur verbalen Attacken Russlands bzw. seines Verbündeten Weissrussland gegen die EU (Stichwort «polnische Grenze») und das Vorgehen gegen die Ukraine. Von stärkeren geopolitischen Spannungen hat jüngst wieder Gold profitiert.

Ausgelegt sind diese gesamten staatlichen US-Ausgaben für Infrastruktur über eine Periode von rund acht Jahren und werden wohl mittelfristig auch über Steuererhöhungen finanziert werden müssen. Dennoch werden das amerikanische Budgetdefizit und die US-Staatsverschuldung, welche jüngst beide um über 15 Prozentpunkte des Bruttoinlandproduktes zugenommen haben, vorerst nicht reduziert werden. Dies könnte die dieses Jahr sichtbare Tendenz zu höheren Renditen bzw. sinkenden Kursen von US-Staatsanleihen mittelfristig fortsetzen. Hingegen dürften globale Aktien von Unternehmen, die über Regierungsausgaben für Infrastrukturausbau, Bautätigkeit, Elektroauto-Ladestationen und die Modernisierung von Elektrizität, Technologien, Energie, Wasserversorgung und Verkehr zu mehr Auftragsvolumen kommen und somit vom US-Infrastrukturprogramm profitieren.

Fazit: Das vom amerikanischen Präsidenten vorgestellte neue US-Infrastrukturprogramm könnte global, nicht nur in den USA, Aktien gegenüber Anleihen mittelfristig unterstützen.

Gérard Piasko

Gérard Piasko

Gérard Piasko leitet als Chief Investment Officer das Anlagekomitee der Privatbank Maerki Baumann. Zuvor war er über viele Jahre Chief Investment Officer bei Julius Baer, bei Sal. Oppenheim und bei der Deutschen Bank.

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Redaktionsschluss: 26. November 2021

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